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Mit dem Daumen durch Europa Teil 3

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Wie sagt man so schön, alle guten Dinge sind drei. In diesem Sinne gibt es nun den dritten und vorerst letzten Teil meiner Geschichten über das Trampen während meiner Tour durch Europa, auf welcher ich mich seit Herbst 2004 befinde. Dieser Reisebericht stellt auch schon einmal eine gute Überleitung zu den weiteren Highlights dar, über die ich in den nächsten Wochen schreiben werde. Denn zwei große Highlights der letzten fünf Jahre habe ich hier bislang noch nicht behandelt. Die Rede ist zum einen von der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahr 2006 und zum anderen der G8-Gipfel in Heiligendamm im darauf folgendem Jahr. Aber dazu, wie gesagt, in den nächsten Wochen mehr. In diesem Reisebericht soll es nun um das Trampen zu oder während dieser Großveranstaltungen gehen aber auch darum, wie es ist zwischen den Feiertagen von A nach B zu kommen. Gerade letzteres ist wirklich eine spannende Angelegenheit, vor allem kurz vor dem Jahreswechsel.

Dann fahre ich halt einen Tag früher

Es war Weihnachten und ich war in ein Hotel nach Hamburg eingeladen, um mir dort unter anderem eine Ausstellung mit dem Titel `Graphische Konstruktionen` anzusehen. Die Arbeiten von Edith Höllmüller, die dort gezeigt wurden, erinnerten 01-hoellmueller-hamburg.jpgmich zum Teil an naive afrikanische Kunst, überzeugten mich aber alles in allem nicht wirklich, vor allem nicht bei Preisen von 3.000 bis 5.500 Euro und Formaten von 50 cm x 50 cm bzw. 70 cm. Nach dieser künstlerisch gesehenen weihnachtlichen Enttäuschung, freute ich mich darauf Silvester mit einer alten Schulfreundin und ihrer Familie, gut 400 Kilometer südlich entfernt, im Bergischen Land zu verbringen. Da ich dort nicht völlig abgekämpft erscheinen wollte, beschloss ich schon am 29. Dezember in Hamburg zu starten, muss aber einräumen, dass ich an diesem Tag ziemlich trödelte und so erst am späten Nachmittag los kam. So beschloss ich ganz spontan noch einen Zwischenstopp im Teufelsmoor, in meinem alten Atelier einzulegen und noch einige Freunde zu treffen, um nicht die halbe Nacht auf der Autobahn zu sein. Nach einem sehr witzigen und ausgelassenen Abend, ging es am nächsten Tag weiter und spätestens an diesem Tag wollte ich nun wirklich im Bergischen Land ankommen. Ich stand am Stadtrand von Bremen, an einer Stelle die fürs Trampen optimal ist aber leider offiziell schon zur Autobahn gehört, womit man sich dort als Fußgänger bzw. Tramper natürlich offiziell auch nicht aufhalten darf. In kürzester Zeit, kamen auch schon zwei verschiedene Streifenwagen vorbei und versuchten mich zu verscheuchen. Die Besatzung des zweiten Streifenwagens drohte mir auch gleich mit einem Platzverweis, sollte ich noch da sein, wenn sie es später noch einmal kontrollieren würden. Natürlich war mir klar, dass ich nun hier wegkommen musste, um ein wirkliches Problem zu vermeiden.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich ein Glückskind bin? Gut 30 Minuten später sah ich, wie ein Streifenwagen an einer roten Ampel hielt und ich wusste nun muss jemand anhalten oder ich habe ein Problem. Prompt hielt Wibke an, eine Frau in meinem alter, die auf dem Weg in Richtung Dortmund war, was ziemlich perfekt in meinen Plan passte. So war ich dem Platzverweis gerade noch einmal entkommen und erfuhr auch so gleich, dass Wibke erst am nächsten Tag, also an 02-bremen.jpgSilvester selbst, nach Dortmund fahren wollte. Dies war, um es vorsichtig zu formulieren, nicht wirklich mit meinen Plänen kompatibel. Wibke brachte dies allerdings nicht wirklich aus der Ruhe und sie teilte mir mit, dass sie mich einfach in der City in Bremen rauslassen würde, dann in Ruhe packen würde, ihre kleine Tochter abholen würde und wir uns am späten Nachmittag wiedertreffen würden und sie dann eben einen Tag früher zurückreisen würde, damit ich pünktlich sei. Eine brillante Idee, wie ich natürlich fand. In dieser kurzen Zeit, die wir vom Stadtrand bis in die Innenstadt unterwegs waren, hatte sich ein solches Vertrauen aufgebaut, dass ich sogar mein Gepäck im Wagen ließ, was ich sonst niemals tue. Ich wusste einfach, dass Wibke mich nicht hängen lassen würde und genau so kam es auch. Nachdem ich so noch einen wundervollen Tag in Bremen verbringen konnte, fuhren wir am späten Nachmittag gen Ruhrgebiet und ich war noch am gleichen Abend, wie geplant, völlig entspannt im Bergischen Land und konnte am nächsten Tag ein schönes und entspanntes Silvesterfest feiern.

WM und Heiligendamm

Im gerade angesprochenen Jahr fand in Deutschland einige Monate früher auch die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Natürlich bedeutete dieses kulturelle Highlight über welches ich, wie angekündigt, auch noch ausführlich schreiben werde, dass ich viele Spielorte und Fanmeilen überall in der Republik besuchen sollte und wollte. Ich begann damals im Ruhrgebiet 03-db-wm-2006.jpgund nahm dort allerdings zu Beginn erst einmal den Zug. Jetzt muss ich einräumen, dass ich nicht gerade ein überzeugter Fan dieser Reisemöglichkeit bin, da ich zu oft unter Verspätungen, Ausfällen und anderen, den Preisen nicht angemessenen, Geschehnissen zu leiden hatte. Dieser einmalige WM-Bahn-Versuch sollte meine Gedankengänge zum Preisleistungsverhältnis auch noch einmal unterstreichen. Es war so voll, dass ich kaum Luft bekam, geschweige denn, dass ich mich bewegen konnte. Man hatte sowohl an den Bahnhöfen, wie aber vor allem auch in den völlig überhitzten und überfüllten Zügen das Gefühl, als hätte niemand der Deutschen Bahn den Tipp gegeben, dass ein solch riesiges Event in Deutschland anstand und sie so auch nicht die Chance hatten, sich darauf vorzubereiten. Dies war für mich ein klarer erster Minuspunkt in der Planung dieses, für Deutschland so wichtigen Großereignisses und mir war klar, dass ab sofort wieder mein Daumen Vorrang haben sollte. Trampen während der Fußball-WM in Deutschland war wirklich toll. Denn natürlich war im ganzen Land eine geniale Stimmung, man hatte ein Thema über welches man eigentlich mit jedem reden konnte und es war eine tolle Möglichkeit Menschen von überall her kennen zu lernen. Es war halt schon eine Zeit um Freunde zu machen, denn schließlich waren sie alle zu Gast bei Freunden. Doch, das Trampen während der WM zählt mit Sicherheit zu einem der Highlights in den vergangenen fünf Jahren.

Ein weiteres Großereignis sollte ein Jahr später in Heiligendamm an der Ostsee in der Nähe von Rostock stattfinden. Der G8-Gipfel. Auch hier stand für mich fest, dass ich diesen besuchen und dokumentieren würde. Nun sollte sich das Trampen in diesem speziellen Fall als etwas komplizierter zeigen, zu mindestens während der Anreise. Denn kurz bevor ich startete, war es noch zu schweren Straßenschlachten in Rostock gekommen. Bis Hamburg zu gelangen war auch wie immer kein Problem, da es niemanden wirklich interessierte, was das eigentliche Ziel meiner Reise war. Desto mehr ich mich allerdings Rostock näherte, desto klarer wurde mein Ziel und die Menschen hatten Angst, dass auch ich vielleicht ein militanter Gipfelgegner sein könnte und ich musste ihnen erklären, dass ich dort hin wollte, um darüber zu berichten. Die letzten Kilometer auf Rostock zu, fuhr ich mit einem netten jungen Mann, dem ich unter anderem versprechen musste, in seiner 04-polizei-rostock.jpgHeimat nicht für Chaos zu sorgen und ich verstand auch bald, was er meinte. Die Autobahn war über Kilometer lang voll mit Polizeikolonnen und schon am Stadtrand von Rostock begrüßten mich Straßenkontrollen und Polizeihubschrauber. Trotzdem kam ich schon bald an meinem endgültigem Ziel, dem Camp Reddelich, an. Aber das ist eine andere Geschichte über die ich demnächst schreiben werde. So kompliziert auch der Hinweg phasenweise war, so einfach war es auch, nachdem ich meinen Job erledigt hatte, wieder von dort wegzukommen, da sich natürlich unzählige Gipfelgegner nach dem Ende des G8-Gipfels über ganz Deutschland verteilten und so musste ich eigentlich nur zweimal umsteigen und hatte auch diese gut 600 Kilometer bis Köln problemlos geschafft. Nach diesen drei Teilen über das Trampen, bleibt für mich nur das Fazit, dass es eine geniale Reisemöglichkeit ist und ich möchte mich bei all denen bedanken, die mich in den letzten gut fünf Jahren so toll durch Europa gefahren haben, mir so tolle Gespräche geboten haben und so natürlich das Projekt Art for Europe auf ihre ganz eigene Art unterstützt haben. DANKE!


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